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Trainingseinheit für Kinder zwischen 4 und 7 Jahren

Hallo zusammen, heute behandle ich ein etwas spezielleres Thema, welches eher weniger für Karate Einsteiger, sondern mehr für beginnende Trainer / Übungsleiter dienen soll. Viele Vereine vernachlässigen die Kleinsten unter uns. Unser Verein jedoch legt Wert darauf schon die Kleinsten zum Sport zu motivieren und sie optimal auf das richtige Training bei den Großen vorzubereiten. Deshalb stelle ich ein Beispiel für eine Trainingseinheit für Kinder zwischen 4 und 7 Jahren vor.

Bei uns kommt es oft vor, dass durch Mundpropaganda, Kita / Schule oder Geschwisterkindern auch jüngere Kinder von unserer Sportart angetan sind und sich ausprobieren möchten. Anstatt sie mit der Ausrede, sie seien zu jung, wegzuschicken, laden wir sie herzlichst in unsere “Tigergruppe” ein. Diese Gruppe betreue ich als Trainer und worauf man alles achten muss, sowie eine beispielhafte Trainingseinheit, gebe ich euch nun gerne mit auf eurem Weg.

Gerade in diesem noch jungen Alter haben die Kinder verschiedenste Entwicklungsstände und dementsprechend muss man für alle als Gruppe fordernde aber auch für die Kleinsten machbare Übungen finden. Das Training könnte sich wie folgt gestalten:

Die Begrüßung erfolgt traditionell und zusammen mit der großen Gruppe ab 8 Jahren. Dies stärkt das Sozialverhalten und die Zusammengehörigkeit als Verein. Daraufhin werden die Gruppen getrennt und es beginnt das Warm Up.

Man grenzt in der Halle einen bestimmten Bereich als Trainingsfeld ein. Perfekt ist es, wenn der Hallenboden mit Leitlinien verziert ist. Daran kann man den Bereich perfekt abgrenzen und mit leichtem Jogging beginnen. Die Kinder sollen dabei darauf achten, sich nicht gegenseitig über den Haufen zu rennen, Abstände zu bewahren und bei schnellerem Tempo ohne Kollision an dem Vordermann vorbei zu laufen. Kurz gesagt, sie lernen Regeln zu befolgen und auf einander Rücksicht zu nehmen. Als kleine Konzentrations- und Reaktionsübung spreche ich vorher mit den Kindern Kommandos ab. Einmal in die Hände klatschen bedeutet auf den Bauch legen und zweimal klatschen bedeutet Rückenlage. Sie bleiben dadurch also aufmerksam und die Liegeposition wird als Pause genutzt. Dabei spreche ich mit den Kindern und erkläre ihnen wie sie die Entspannungsphase mit der richtigen Atemtechnik am besten nutzen um wieder zu Kräften zu kommen. Natürlich nehmen sie dies eher passiv wahr, aber sie verinnerlichen das recht schnell für sich und erkennen dann den positiven Effekt irgendwann von ganz allein. Nach einigen Wiederholungen gibt es erstmal eine kurze Trinkpause.

Nach der Pause nutze ich die Zeit gerne für ein paar Übungen zur Vorbereitung bzw. als Hilfe für den Sportunterricht in der Schule. Es geht nicht um Kraftaufbau oder Leistung. Es geht darum das Muskelgedächtnis anzuregen und die Bewegungsabläufe zu lernen. Damit tun sich viele gerade bei Liegestütz auf den Knien und Sit Ups sehr schwer. Bei den kleineren Kindern schummeln wir auch gerne mal und unterstützen bei der Übung. Es geht wie gesagt nur darum den Bewegungsablauf zu lernen. Wenn das einmal geschafft ist, haben sie es im Unterricht wesentlich leichter. Zu den Übungen gehören Hampelmänner, Kniebeuge, Sit Ups als Partnerübung und Liegestütz auf den Knien.

Nach dieser Übungsphase geht es in den Karate Block. Hierbei versuche ich durch Kontinuität die ersten Techniken und Begriffe zu vermitteln. Gerne variiere ich dabei durch unterschiedliche Situationen. Ich schaue immer individuell wie das parallele Training der Großen gestaltet wird und lehne mich wenn es passend ist, gerne mit dem gleichen Trainingsstil an, damit die Kids sehen, worauf sie hinarbeiten und sich darüber freuen, dass sie wie die Großen trainieren. Das pusht die Motivation enorm. Sehe ich als Beispiel Kihon Training in der Nebengruppe, mache ich ebenfalls ein einfaches Kihon mit zum Beispiel Oi Zukis, Mae Geris, Gedan Barai und Age Uke. Oder macht die andere Gruppe Kumite, dann trainieren wir diese Übungen an Übungspuppen, Schlagpolster oder ich stelle mich selbst als Übungspartner bereit und es geht reihum bis alle Kids dran waren.

Nun folgt eine kurze Trinkpause und die Kinder haben ihr Aufnahmepotential für die Trainingseinheit komplett ausgeschöpft. Abschließend nutzen wir die restliche Zeit unserer 60 Minuten für ein Spiel. Beliebt sind dabei Kettenhasche, Herr Fischer und Ähnliches.

Zum Abschluss wird sich auch traditionell verabschiedet und in Reih und Glied die Halle verlassen, um die andere noch trainierende Gruppe nicht zu stören.

Das war ein Beispiel für eine Trainingseinheit mit Kindern zwischen 4 und 7 Jahren. Ein paar allgemeine Tipps gebe ich euch gerne noch mit auf dem Weg.

  1. Wenn ein Kind auf die Toilette muss, dann lasst es auch gehen!
  2. Wenn ein Kind körperliche oder geistige Defizite hat oder einige Übungen noch zu schwer sind, dann sprecht mit dem Kind und erklärt ihm / ihr das es völlig ok ist auch mal auszusetzen oder ruhiger zu machen. Jeder macht so wie er kann und respektiert seine Grenzen!
  3. Wenn die Kids zu wild werden, scheut euch nicht davor Konsequenzen für unangemessenes Verhalten darzulegen und auch durchzusetzen. Jeder gute Karateverein sollte einen Vorstand haben, der hinter den Trainern steht und auch Helikoptereltern in die Schranken zu weisen weiß.
  4. Redet mit den Eltern. Viele Eltern erkundigen sich nach dem Entwicklungsstand und Verhalten ihrer Kinder. Seid ehrlich und sprecht Defizite aber auch positive Ereignisse offen an. Meist erkennen die Eltern ihre Kinder schnell in euren Schilderungen wieder. Bedenkt dabei aber, Kinder sollen auch Kinder sein dürfen. Der Ernst des Lebens beginnt früh genug. Findet die Balance!
  5. Sollte eure Gruppe zu unruhig sein, achtet auf Grüppchenbildung und mischt die Positionen der Kids einmal komplett durch. Meistens bringt das schon die nötige Ruhe.
  6. Steckt gemeinsam Ziele. Viele Kids möchten wissen, worauf sie hinarbeiten. Erklärt ihnen wozu man bestimmte Techniken gebrauchen kann. Visualisiert es und sie werden es verstehen und lieben lernen. Viele möchten auch gerne schon einen Gi mit Gürtel tragen. Wenn es zur Motivation beiträgt gerne, aber setzt die Prüfung zum weißen Gürtel als langfristiges Ziel. Dann lernen sie schon auf etwas hinzuarbeiten und wie befriedigend es ist, aus eigener Kraft und Anstrengung etwas erreicht zu haben. Die Prüfung wäre doch ein super Einstieg zum Übergang in die Gruppe der Älteren.
  7. Erkennt, wenn konzentriertes Training NICHT möglich ist. Beispiel: Ein heißer Sommertag und die Kids sind mental platt. Macht eine Spielstunde daraus und die Kinder kommen in der nächsten Woche umso motivierter ins Training.

Wenn ihr mehr Tipps und Erfahrungen von mir möchtet, schreibt mir gerne. Wir stoppen an dieser Stelle und ich hoffe wie immer auf Feedback und Anregungen zur Weiterführung des Blogs. Vielen Dank, Oss.

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